Die Folgen der Corona-Pandemie prägen die Situation der Filmwirtschaft. Die erste Betroffenheitsstudie zur Kultur- und Kreativwirtschaft im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums zeigt: 98 Prozent der Unternehmen und Beschäftigten in der Filmwirtschaft sind stark von der Krise betroffen. Das vergangene Jahr hat insbesondere durch die erzwungenen Kinoschließungen zu tiefen Einschnitten geführt. Prognosen für das Jahr 2021 gehen von einer weiteren Verschärfung der Situation aus. Bis zu 50 Prozent Umsatzverlust drohen. Das gesamte Ausmaß der Folgen ist weiterhin noch nicht abzusehen. Damit ist klar: Auch nach der Bundestagswahl wird es für die Filmwirtschaft darum gehen, die Pandemie-Folgen zu bewältigen.
Zudem kann die Filmwirtschaft einen Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung leisten: Während andere Branchen Produktionsstätten wieder in Betrieb nehmen können, sind bei jedem Filmprojekt hohe Anfangsinvestitionen notwendig und lange Produktionsphasen zu berücksichtigen. Eine Folge dieser hohen Investitionen ist der im Branchenvergleich besonders starke Umsatzmultiplikator. Für Kinofilmproduktionen ist dieser mit 2,4 höher als beispielsweise der Effekt der Pharma- oder Chemiebranche. Das heißt auch: Nach einer Phase des Stillstands löst die anlaufende Filmwirtschaft eine besonders effektive Kaskade an Folgeinvestitionen aus, die auch andere Branchen schnell wieder in Schwung bringen wird.
Mit ihren filmpolitischen Forderungen legt die SPIO Vorschläge zur langfristigen Stärkung der Resilienz der Branche vor, nimmt aber auch die Themen jenseits von Corona in den Blick. SPIO-Präsident Dr. Thomas Negele: “Die vielfältige Kinolandschaft in Deutschland ist akut gefährdet. Doch die Folgen der monatelangen Kinoschließungen und Corona-Belastungen haben auch die Filmwirtschaft insgesamt vor eine ungekannte Herausforderung gestellt. Die nächste Bundesregierung wird es in der Hand haben, wie unsere vielfältige und mittelständische Branche aus dieser Krise kommt: ob sie zum Export-Champion aufsteigt, oder zum Hollywood-Importeur wird. Denn in der nächsten Legislaturperiode werden die Rahmenbedingungen für die Zeit nach der Pandemie neu gesetzt: mit den großen EU-Gesetzespaketen DSA und DMA, aber beispielsweise auch mit dem nächsten FFG. Es kommt darauf an, dass die unabhängigen Produktions- und Verleihunternehmen der Filmwirtschaft neben den global agierenden Plattformen bestehen können und die Kinos auch in der Fläche überleben.”